Investitionschancen und Wiederaufbau

Weiss Chemie + Technik entsendet Management-Team in die Ukraine

Das mittelständische Traditionsunternehmen Weiss Chemie + Technik, europäischer Marktführer im Bereich Klebstoff- und Sandwichelementtechnologie aus dem hessischen Haiger, hat mit einem vierköpfigen Management-Team die ukrainischen Städte Kiew, Dnipro und Chmelizsky sowie Hluhiwzj als Partnerstadt von Haiger besucht, um direkt vor Ort die Möglichkeiten des Wiederaufbaus zu prüfen und persönliche Gespräche mit ukrainischen Entscheidungsträgern zu führen. 

„Wie geht Wiederaufbau in der Ukraine, was ist realistisch und wie kann sich der deutsche Mittelstand als Motor der deutschen Wirtschaft einbringen? Das sind Fragen, die ein Unternehmen nur vor Ort beantworten kann!“, so CEO Christian Dölle

CEO Christian Dölle, VP Sales Florian Fiedler, General Counsel Sven Ringsdorf, Sales Director East Rudolf Gerhardt besuchten die staatliche Investitionsagentur Ukraine Invest, die Deutsch-Ukrainische Außenhandelskammer, die Deutsche Botschaft, Kunden, Partner sowie andere Industrieunternehmen und Partnerstädte, um sich vor Ort ein Bild der Situation zu machen - nicht nur in der Westukraine, sondern auch dort, wo die Schäden am größten sind. In erster Linie ging es dem Team um die moralische Unterstützung der Partner und Kunden, in zweiter Linie um eine realistische Einschätzung des Marktes mit seinen Risiken und Chancen und um den Besuch der Partnerstadt. „Menschlich und wirtschaftlich hat uns alle diese Reise tief beeindruckt und um viele Erkenntnisse reicher gemacht. Geblieben ist vor allem der Respekt vor den Menschen in der Ukraine. Wir haben erlebt, wie dringend die Unterstützung der Nachbarländer menschlich, wirtschaftlich und militärisch gebraucht wird“, so Dölle.

Die logistische Situation

Zunächst müssen logistische Probleme überwunden werden. Die Ukraine ist derzeit nur mit abgedunkelten Zügen zu erreichen. Von Frankfurt nach Kiew war die Gruppe 28 Stunden unterwegs. Fahrkarten dafür gibt es in Deutschland nicht zu kaufen. „Mietwagen sind nicht möglich, weil man jemanden braucht, der die Straßen mit all ihren Löchern und Minen kennt. Die Schilder sind unkenntlich gemacht, damit die Russen sich nicht orientieren können“, erzählt Ringsdorf. Eine Versicherung, die Deutsche in der Ukraine absichert, gibt es nicht. Aufwändig war es, die Reise minimal abzusichern, zum Beispiel gegen Lösegeldforderungen“. Der Weg zum Hotel führt über „gesicherte Straßen, vorbei an militärischen Checkpoints“. Abends ist Ausgangssperre. Besprechungen sind schwierig, da die Sprachkenntnisse nicht im ganzen Land ausgeprägt sind. Russisch wird abgelehnt. Insgesamt erlebte die Delegation während ihrer Reise acht Mal Bombenalarm in Kiew und in Dnipro, 80 km von der Front entfernt. Einmal schlägt die Bombe in unmittelbarer Nähe zur Reisegruppe auch ein. Das Leben findet im Krieg statt. Restaurants, Bars, Kinos sind geöffnet und arrangieren sich im Krisenmodus.

Fachkräftemangel, Umsatzeinbruch und realistisches Wachstum

Neben der schwierigen logistischen Situation verschärft der Krieg leider den Fachkräftemangel. „Die Männer führen Krieg, sind durch die oft unvorhergesehene Rekrutierung nicht planbar. Der psychische Druck ist spürbar. Zudem kämpft die Ukraine nach wie vor mit Korruption und durch die Umstände mit einer niedrigen Produktivität“, sagt Christian Doelle, „dazu kommt, dass Roh- und Vormaterial schwer zu bekommen ist.“ Korruption scheint ein allgegenwärtiges Problem zu sein, was Einheimische umgehen können. Man braucht also gute Kontakte. Während das Geschäft in der Westukraine noch um 20 bis 30 Prozent wächst, ist der Umsatz in der Ostukraine um 70 bis 80 Prozent eingebrochen. Der Preis ist in der Ukraine das einzige Kriterium. "Der Markt ist noch klein und margenschwach, ein hohes Wachstum ist realistisch, aber wann?“, fragt sich das Team. Der nächste Gesprächspartner hält zwei Unternehmen aufrecht. In einem beschäftigt er seine Familienmitglieder, im anderen ist das Management geflohen und er gleicht selbst aus – von der Unternehmensleitung bis Produktionssteuerung steckt er in jedem Prozess. „Bewundernswerter Einsatz mit unglaublicher Dynamik, Motivation und Zuversicht“ findet VP Sales Fiedler.

Kein ausländischer Partner war bisher in der Ukraine

Beim Besuch des Partners Plastics applaudiert die Belegschaft für den Mut der Deutschen und „weil die Hoffnung auf Unterstützung riesig ist“, beschreibt Sven Ringsdorf seine Eindrücke. Kein ausländischer Partner sei bisher in der Ukraine gewesen, erfährt die Delegation. Wegen des Krieges gab es für die ukrainischen Arbeiter zwei Lohnerhöhungen. Bei 240 Stunden im Monat verdient man jetzt 1000 Euro. Der Innendienstleiter ist seit eineinhalb Jahren eingezogen und verbringt 10 Tage Fronturlaub im Betrieb. Er stehe zu seinem Unternehmen und wolle auch jetzt unterstützen. Man merkt ihm die Belastung an.

Keine Förderprogramme für Investitionen vom Mittelstand

Der Besuch der Deutschen Botschaft in Kiew war ernüchternd. Zwar freut man sich über den Besuch von Weiss Chemie und will ihn „als gutes Beispiel“ vermarkten, aber Förderprogramme für Investitionen von Mittelständlern sind von deutscher Seite nicht vorgesehen. Ukrainische Fördermittel gibt es ab einer Investitionssumme von 12 Mio. Euro. Bis zu 30 Prozent Zuschuss sind möglich. Steuererleichterungen sind denkbar, wenn ein Gewerbegebiet mit mehr als 10.000 qm entsteht, in dem alte Gebäude oder Brachflächen neu entwickelt werden. Hierfür sind mindestens zwei Partner erforderlich. Die Ukraine-Division der Außenhandelskammer befindet sich im Aufbau und vermittelt Kontakte. Einen Waffenstillstand oder Friedensschluss lehnen alle Gesprächspartner ab. „Wir kämpfen bis zum Sieg“ lautet die einhellige Parole.

Der „beste Standort für den Wiederaufbau“ 80 km hinter der Front

Als die Delegation in Dnipro eintrifft, wird sie vom Vize-Gouverneur und Vize-Militärchef, vom Leiter der Wiederaufbauabteilung und von allen sieben Bürgermeistern der Region empfangen. Die Erwartungen sind hoch, das Fernsehen ist dabei. Man könne direkt Grundstücke verkaufen, Dnipro sei der beste Standort für den Wiederaufbau. Man könne sofort loslegen. Am Ende des Gesprächs ertönt Fliegeralarm und die Gouverneursverwaltung rennt das Treppenhaus hinunter. Kurz nachdem sie die Treppe erreicht haben, schlägt die Bombe ein. Während der Erschütterung harren alle gemeinsam im Schutzraum aus. Die Weiterfahrt nach Chmelizsky bleibt aufregend. Nach der Sicherheitskontrolle im Bahnhof geht das Licht aus. Eine Sirene ertönt und eine Durchsage kündigt den Luftangriff an. Alle rennen in den Keller und warten zwischen verwundeten Soldaten. Gerhardt leistet in der Nacht Seelsorge zwischen den Verwundeten.

Was bleibt, ist Menschlichkeit

Der ukrainische Partner Stimoplus bedankt sich bei Sales Director Rudolf Gerhardt für die persönliche Beziehung. Der Vertriebsleiter von WCT habe sich seit Beginn des Krieges jeden Tag per Whatsapp gemeldet und privat geholfen. Das sei einzigartig, heißt es. Zum Abschluss besucht das Weiss-Team aus Haiger die Partnerstadt Hluhizwzj. Dort sind keine Jugendlichen zu sehen. Der Bürgermeister ist vom Krieg gezeichnet. Am Morgen hat er den Eltern eines Gefallenen die Todesnachricht überbracht. Er pflanzt zwei Bäume neben dem Denkmal für die Gefallenen, befestigt eine Gedenktafel. Es sind nur 300 km bis Kiew, sagt er und rät, ein Grundstück zu kaufen. Müde und mit vielen Erkenntnissen, tritt die Delegation die Heimreise an.

„Das Fußfassen deutscher Mittelständler werde sich trotz des (irgendwann) erwarteten Wirtschaftsaufbruchs schwierig gestalten: Behördenvorgaben und rechtliche Rahmenbedingungen, unklare, unzureichende oder nicht vorhandene Wirtschafts- und Investitionsförderung sowie ein lückenhaftes Netz von Lieferanten sind Herausforderungen, die bewältigt werden müssen“, so das Fazit der Delegation.


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